Die Gegensätze der Mongolei: statt Wasserknappheit und Hitze in der Gobi hatten wir das genaue Gegenteil in der Zentralmongolei. Endlich konnten mal die langen Klamotten aus der Versenkung geholt werden. Die eine Jacke und eine lange Hose, die wir so haben.
Unser Weg zum White Lake/ Tsagaan Nuur führte uns weiter durch schönste grüne Berglandschaft über Straßen die man eher Steinwüsten mit Flusslauf nennen würde. Oder Tiertrampelpfade. Oder Matschpisten. Kurz vor dem See noch ein Sightseeing Stopp am Chorgo-Vulkan, der das letzte Mal vor über 7000 Jahres ausgebrochen ist. Trotzdem wächst rundherum bis heute nicht viel und die Landschaft wirkt wie aus einem Endzeitfilm. Das Wetter hat auch dazu gepasst.
Unser White-Lake-Camp lag direkt am See und wurde von einer Familie betrieben, die uns sehr herzlich und ohne gegenseitiges Sprach-Verständnis mit original Milchtee und später Suppe bewirtet hat. Nach dem Luxus der letzten Nächte waren wir hier mal wieder ohne Strom (der Generator für’s Licht hat nach 10 Minuten den Geist aufgegeben) und ohne fließendes Wasser, dafür mit Plumpsklo. Aber die Panorama-Aussicht über den See hat alles wett gemacht!
Statt Baden gehen im Zwiebellook vor der Yurte hocken und mit heißem Kaffee Aussicht gucken. Im Rückblick einer der schönsten Orte unserer Tour! Die landestypische Ofenheizmethode haben wir auch noch kennen gelernt: Bunsenbrenner an eine handelsübliche Gaskartusche, 10 Minuten auf das Feuerholz halten – brennt.
Am nächsten Tag hieß es für uns: aus der Knautschzone raus, in die Komfortzone rein – wir haben im Starex Plätze getauscht! Statt weiter hinten auf der Achse bei jeder Bodenwelle mitzuhopsen konnten wir ab sofort durch die Windschutzscheibe fliegen! Das ist doch was! Die wilde Fahrt führte uns vom White Lake Richtung Norden. Um an einem Tag bis zum Chöwsgöl Nuur (dem nördlichen großen See) zu fahren muss man zwar laut Karte nur so 450km bewältigen, aber das dann quer durch das Land, über Matschpisten und Feldwegstraßen, Berg hoch und runter und wieder hoch und… Also hatte Shine uns eine Übernachtung auf der Hälfte eingeplant. Nach mehreren holprigen Stunden kamen immer mal wieder Camps Sicht, aber Pustekuchen, die wurden fleißig ignoriert, wir wurden langsam Autolägrig und mussten dringend mal gewendet werden. Irgendwann, wir hatten schon Sorgen dass Lapshoi.maps wieder einen Treffer hätte, unser Yurtencamp tauchte am Wegesrand auf. Dieses Mal mit warmer Dusche und Strom im Nirgendwo. Mit Blick bis unendlich, Tierherden in unzählbar und 0°C-Nacht. Schon wieder traumhaft schön!
Um verflucht 6 Uhr morgens haben wir uns am nächsten Morgen in viele Klamotten geworfen und das tägliche Melken unserer Gastgeber angesehen. Die vermeintlichen Yaks wurden hier Kühe genannt und versammelt – immer Mutter und Kalb. Im kleinen Gatter mussten die Kälber warten, bis Mutti abgemolken war und sie sich lauthals blökend wiedervereinen durften. Bei diesen beiden Stopps hätten wir gern noch mehr Zeit verbracht, war aber in unserer enggestrickten Tourroute nicht drin. Dafür ist die Sehnsucht nach Igor und selbst herumfahren in Landschaft wieder erwacht.