18. Juni 2018 °anne 0Comment

Die letzten Tage in trauter Zweirädrigkeit waren angebrochen. Im 400km entfernten Ninh Binh hatten wir ein Verkaufsdate für beide Mopeds auf einen Schlag. Also eigentlich genau das, was wir und gewünscht hatten – beide gleichzeitig für einen guten Preis loszuwerden, ohne lange suchen zu müssen und am besten noch vor Hanois Stadtverkehr. Andererseits waren wir aber noch ganz und gar nicht bereit unsere Lieblingsgefährten abzugeben, wieder auf Busse, Bahnen und Taxis umsteigen zu müssen und irgendwie rückte das Ende unserer ganzen Reise gleich nochmal näher in Sicht. Bah!!!!

Als wir uns also am nicht mehr ganz so regnerischen aber kühlen Morgen (bewölkte 17°C werden mit Fahrtwind im Nu zu gefühlt eisigen -17°C) in Phong Nha auf den Weg machen wollten hätten wir vor lauter Rumgeheule um den bevorstehenden Abschied gleich mal fast wieder unsere Pässe vergessen. Die Unterkünfte in Vietnam werfen zur Registrierung der Touristen eigentlich nur kurz eine Blick auf die Pässe und Stempel, behalten diese aber gern gleich als allgemeinen Pfand ein. Wir hatten damit nie Probleme, waren ja oft auch nur in kleinen Familienbuden. Man muss eben nur daran denken sie danach wieder mitzunehmen.

Die erste Etappe der letzten Tour führte uns bis nach Vinh. Hier hatten wir vor inzwischen fast zwei Monaten unsere Bananen-Grenzüberquerung beendet und die erste Pho gegessen. Der Weg in diese wirklich nicht besonders schöne Stadt war dagegen ganz nett. Wir fanden immer eine kleine Nebenstraße mit Aussicht auf Kirchen und Gräber inmitten von hellgrünen Feldern. Statt in das “teure” Hotel vom Februar zogen wir dieses Mal in ein gut&günstiges (8€/Nacht) in der Nähe von Busstation und Markt und fanden bei einer Straßenmutti wieder mal eine sehr leckere Pho.

Am nächsten Morgen entschieden wir uns die restlichen 200km mit Umwegen auszuweiten und nicht auf der Landesautobahn QL1A bis Ninh Binh durchzuhacken. Absolute beste Entscheidung! Nach nur 15km auf der QL1A, die sich nicht verhindern ließen, hatte sich mal wieder das komplette Unvermögen der Vietnamesen im Straßenverkehr von Fußgänger bis LKW-Fahrer offenbart. Bis zum Abend führte uns eine unspektakulär nette Strecke vorbei an einer spektakulären Sammlung von überdimensionalen Kirchen und Häusern zu einem Hotel im Reisfeld mit Netflix-Fernseher (13€ für’s Deluxe-Doppelzimmer). Der Ort namens Ngoc Khe wird uns immer für eines der besten Bun Cha in Erinnerung bleiben. Weniger als 2€ für zwei Essen und ein Bier, die gekochten Reisnudeln mit der Schere portioniert, Hackfleischbällchen und Salat…. nomnomnom!!

Dank unserem Stopp im Reisfeldnirgendwo lag unsere letzte Etappe zum Teil auf dem Limestone Loop von Vietnam Coracle. Die Website ist für Hinterland-Mopedfahrer, Landschaftsliebhaber und Leute mit Zeit und Lust das Land zu entdecken ein echt guter Guide, inkl. Karten, die man sich in das eigene google.maps auf dem Handy laden kann. Auf dem Weg nach Ninh Binh fuhren wir schon mal durch die hübsche Karstfelsen-Landschaft, für die der Zielort so bekannt ist. Am Straßenrand reihten sich Ananasfelder aneinander. Schulkinder winkten fleißig wenn wir vorbei fuhren. Es war zum Abschied auf unseren Mopeds noch mal ganz wunderschön.

In Ninh Binh fanden wir per Glücksgriff ein Ein-Zimmer-Ecohouse (12,50€/Nacht), ein kleines Haus mit Garten und Teich, nur für uns und unseren Hausmeister. Das heißt, nicht direkt in Ninh Binh, denn da gibt’s nicht viel zu sehen und alle Traveler übernachten in/bei Tam Coc. Dort findet sich auch direkt alles, wofür die Gegend beliebt ist: Karstberge, Seen, Tempel, Flüsse und Höhlen in Landschaft. Wir waren mit Bart und Anett aus den Niederlanden verabredet um unsere Mopeds weiter in den Traveler-Kreislauf zu geben. Bart hat mal in Dresden gearbeitet, die Mopeds fanden Sie sofort genauso gut wie wir und nach einem sehr netten Abendessen und Drinks war der Deal endgültig besiegelt. Die zwei haben uns 650€ für beide Mopeds via Paypal gezahlt, wir zwei Monate vorher etwa 720€, also summasummarum nur 70€ Miese und besser als alles was wir uns hätten vorstellen können. Die ganzen gekauften Extras wie den Gepäckträger und die Schnippsbänder, Reparaturen und Sprit natürlich nicht mitgerechnet. Auf der Haben Seite – unzählig tolle Kilometer off the beaten path und mehr Moped-Liebe als wir bisherigen Igor-Liebhaber vorher gedacht hätten. Fotos von der ganzen Verkaufssache haben wir glatt vergessen. Bart, wenn du das liest, schick uns gern mal ein Photo von euch mit samt der Mopeds, dann kommt das hier noch nachträglich rein.

Für unsere Ausflüge in und um Tam Coc hatten wir noch ein Moped, das rote haben wir noch am Verkaufsabend schweren Herzens wegbrummen sehen. Wir düsten also noch einige Runden durch die Reisfelder und zwischen Karstfelsen herum. Statt uns in die Kolonnen von Touristen auf die Boote zu den zwei bekannten Höhlentouren einzureihen fuhren wir zum weiter nördlich gelegenen Van Long See. Die Bootsfahrt hier kostet nur knapp 3€/2P plus ein quasi vorausgesetztes Trinkgeld für die Paddel-Dame. Eine Stunde schipperte sie uns über den See, in eine Höhle, zeigte uns die versteckten Affen und Vögel – sehr lauschig, sehr nett, Knochenjob für die Bootsführerin.

Auf dem Rückweg legten wir noch einen Stopp am Bahnhof ein, um uns gleich selbst die Zugtickets für den nächsten Tag nach Hanoi zu kaufen (7,50€/2P). Zurück zum ÖPNV statt Koffer aufschnallen und losdüsen.. Am nächsten Morgen ging dann schließlich auch das zweite Moped an seine neuen Besitzer über, ihr könnt euch das Gejammer gar nicht vorstellen – es war schlimm! Byebye Möppi 1 und Möppi 2!!

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