Der Duong Ho Chi Minh – oder Ho Chi Minh Road – ist einer der Gründe, sich ausgerechnet in Vietnam einen Scooter zu kaufen, sich die Straßen über Wochen mit Wahnsinnigen zu teilen und sich am Ende den Tränen nahe an sein Moped zu ketten, weil Trennungsangst. Von Hoi an bis zum Phong Nha National Park verläuft der vielleicht schönste Abschnitt. Fast 500km über Pässe, Hochebenen, selbstverständlich voll mit Land- oder Forstwirtschaft, aber insgesamt wenige Dörfer, viel Dschungel, frische Luft, spektakuläres Licht am Morgen und am Abend. Großartig.
Eine Detour zur Kaiserstadt Hué ist möglich – aber so richtig lohnt sich diese Stadt nicht. Viele fahren direkt am Meer von Hoi An nach Hue, da auf dieser Strecke der Hai Van Pass liegt. Top Gear hat diese Etappe ins Fernsehen gebracht, seitdem ist das Ding ziemlich befahrenes Gebiet. Alte Steine und Bergpässe voll Tagestrippern standen nicht so hoch im Kurs, wir verzichteten also auf Hai Van Pass und Hue – die Alternative, 150km ins Landesinnere bis A-Luoi, ist grandios und grandios einsam. Teilweise fährt man eine halbe Stunde ohne Gegenverkehr. Hin und wieder kommen 5 Rinder vorbei, kurz darauf ein Typ der sich einen Bananenstamm für seine 5 Rinder aus dem Dschungel gezogen hat und dann ist auch schon wieder Ruhe. Hinter jeder Ecke eine andere Aussicht, immer mal wieder bekommt man den Irrsinn demonstriert, der hinter diesem Bauwerk steckt. Wenn am gegenüberliegenden grünen Masse die Straße auf der man gerade noch zugange war, als langer, schmaler Streifen sichtbar wird. Über dutzende Kilometer in den Stein der verdschungelten Bergkette gehauen. Inklusive zweier Tunnel durch Bergkuppen, um auf die andere Seite zu kommen.
Viel mehr lässt sich über diese Bergtouren gar nicht berichten. Es ging bis zum Phong Nha Nationalpark ja eigentlich nur ums genussvolle Herumscootern. In den Dörfern sahen wir des öfteren ein paar Minen-Räum-Kommandos. Kein Wunder, eben dieser Duong Ho Chi Minh war ja eins der erklärten Ziele für US Bomber, teilweise waren es auch nur 10, 20 km bis zur laotischen Grenze. Kommt also wieder alles zusammen. Also 500km, eine Nacht in A Luoi im gleichen Hotel (6€/pN) wie eine betrunkene Truppe Minen-Räumer, eine Nacht in Khe Sanh (9€/pN) mit Aussicht über die Ebene, Platte flicken für einen Euro und dann unser Etappenrekord: An einem Tag 230 grandiose Kilometer durch den Dschungel von Khe Sanh bis Phong Nha.
Leider gab es auch einen ordentlichen Dämpfer. Es war so weit – wir mussten über den Verkauf unserer Gefährte(n) nachdenken. Die Saison neigt sich im März langsam dem Ende entgegen – die Angebote in den üblichen Facebookgruppen wurden zusehends verzweifelter. Könnte auch daran liegen, dass das Angebot an Schrottmopeds am Ende der Saison einfach zu groß ist – wir bewegten uns ja in der original-sicher-und-etwas-teurer-Gegend. Nun ja, aber es klang auch ganz annehmbar, die Möppis nicht bis Hanoi fahren zu müssen, die letzten 300km sind wenig ereignisreich, dafür umso gefährlicher. Und so wurden Verkaufsfotos gemacht, Anzeigen geschalten und wir setzten uns vorsorglich mit den 5 Phasen der Trauer auseinander und verdrängten es gleich wieder.