Um der Ankündigung im letzten Artikel zu folgen – jaaa, es ging auf die erste längere Bergstrecke. Tatsächlich waren es nur zwei Übernachtungen in kleineren und völlig untouristischen Orten. Dazwischen die schönste Landschaft Vietnams, also genau die Berge und Straßen und Dschungeligkeit von der alle schwärmen, die da schon mal waren. Und sie schwärmen zu recht! Es wird niemalsnienicht langweilig über hunderte Kilometer auf zwei Rädern durch Land und Leben zu knattern. Und daher kam es uns auch wirklich länger vor als zwei Tage.
Wir bogen also in Duc Pho ab von der Küstenstraße Richtung Westen nach Kon Tum und ins Gebirge, am Tag darauf weiter nördlich mit Übernachtungsstopp inmitten der Berge in Phuoc Son und von dort wieder Richtung Meer – Hoi An wollte ich mir nicht entgehen lassen. Klingt nach viel mehr auf der Straße unterwegs sein als genießen, mehr Popo-Aua vom langen Sitzen auf Mopedpolster als leger Backpacker-Gammelei und vielleicht nach zu schnell unterwegs oder langweilig. Aber ich würde es am liebsten sofort genau so wieder machen! Ohne Moped würde man zum einen nicht ohne weiteres in diese Regionen Vietnams kommen, Busse sind hier – zumindest für Touristen – Mangelware. Zu schnell klingt vielleicht der Eine-Nacht-hier-eine-Nacht-da-Rhythmus, aber für uns ging es eben um das Fahren (mit maximal 50km/h), dabei viel Land und Leute und Natur zu sehen und vor allem überall und wann man will anzuhalten für Banh Mi, Kaffee, Fotos, Suppen und noch mehr Essen und Fotos. Ab der vierten mittelgroßen vietnamesischen Stadt abseits der Touristenströme werden die sich alle immer ähnlicher. Also nicht falsch verstehen, die sind auf ihre Weise alle irgendwie hübsch und sympathisch, mit fabelhaftem Essen und den freundlichsten Menschen, aber man sollte keine Frauenkirche, Schloss Neuschwanstein oder Kölner Dom erwarten. Wir wären auch gern noch langsamer gefahren und an manchen Orten länger geblieben, aber irgendwie hatten selbst wir mit der vielen Zeit dafür nicht genug. Wir machen das also bestimmt irgendwann nochmal.
Hier also mal ein Beispieltag auf den Mopeds durch bergige Traumlandschaften:
- spätestens 7.30 Uhr wach ohne Wecker (wieso auch immer, es war so)
- bis 9.00 Uhr oder so auschecken, Kram auf die Mopeds spannen und um die zweite bis fünfte Ecke einen Banh Mi Stand oder gleich ein Café oder den örtlichen Markt finden
- gegen 10.00 Uhr noch volltanken und ab auf die Straße
- Stopp wegen Foto 1, 2, 3, 4, okay Durst, Kaffeepause!, Foto 5-24, wie weit isses noch???
- 13-14.00 Uhr ein Dorf mit sympathischer Suppen-Mutti finden
- wieder anhalten wegen Foto 25, Route checken, Foto 26, 27, 28, Ananas am Straßenrand kaufen – okay zwei Stück bittesehr, Durst, nochmal Route checken, Foto 29-xxx
- zwischen 15-17.00 Uhr Ankunft im nächsten Ort, Runde drehen, Hotel suchen und Füße hoch
- ab 19.00 Uhr der Hunger muss gestillt werden, also nochmal raus für Essen und Vergnügen aka Bier
Übernachtet haben wir jeweils in Nha Nghi für 7€/N im besten Zimmer der Stadt und 10€/N mit zwei Balkönen und Aussicht auf die Berge. Kon Tum ist echt empfehlenswert: die Stadt ist nett, der Markt groß und in der Gegend gib es viele Minderheiten oder wahlweise Kriegserinnerungsschauplätze zu sehen. Hier verirren sich kaum Touristen hin, dementsprechend sind die Hotels recht schäbig trashig, also Originale! Auf den Straßen war fast nix los, außer den vielen winkenden Schulkindern am Mittag mit Wegen jenseits der Kilometermarke und bis auf einige wenige Rumpelabschnitte ohne Asphalt top! Aber jetzt genug blabla, die Bilder sprechen ohnehin für sich.
Nach dieser Schleife durch die Berge kamen wir für zwei Nächte wieder (fast) ans Meer, nach Hoi An. Nachdem wir mal wieder eine Reparatur am Moped erledigt hatten (zwei neue Stoßdämpfer hinten für 23€ ), fanden wir ein nettes Homestay auf einer der Inseln südlich der Altstadt (12€/N), auf der sich tatsächlich noch nicht alles dem Tourismus verschrieben hat. Zwei Tage lang fuhren und spazierten durch die Stadt, saßen mit Kaffee oder Bier herum und beobachteten das Gewusel. Irgendwie ist die Stadt trotz der völligen Überladung an Touristen noch niedlich. Allerliebst geradezu Dank ihrer alten Häuschen und vielen Lampions und kleinen Gassen. Noch dazu liegt es an einem Flussdelta, zum Strand ist es nicht weit und das lokale Nudelgericht Cao Lau ist köstlich!
Andererseits kann man nur den Kopf schütteln wie verzweifelt der Tourismus die Einheimischen und Verkäufer macht, was für Touristenströme da aber auch so unterwegs sind und wie viel beispielsweise eine Pho im Vergleich zum Tag vorher auf dem Land kostet. Es gab alles und von allem zu viel: Fahrrad-Taxis, Massagen, Lampions, Seidenschlafsäcke, Geschirr, Gewürze, Bootsfahrten, Schneider,….. Eigentlich waren wir permanent beschäftigt jemanden abzuwimmeln, der uns irgendwas andrehen wollte oder dabei einen unverschämten Preis herunter zu handeln. Selbst Ananaspreise und Wasserflaschen – alles doppelt so teuer, aber verhandelbar. Hier zum Abschluss also noch Hoi An zum Wundern.