К счастью, мы только что пробыли одну ночь в Нячанге. Долгое время этот город трудно переносить. Это меньше связано с россиянами, а скорее с городом без стилей, которым довольны российские туристы. Halt stop, ich kann gar kein russisch. wäre in Nha Thrang aber hilfreich gewesen. Dabei sind die Russen an sich gar nicht das Problem, sondern der mit ins Zielland exportierte, stilsichere russische Geschmack.
Nha Trang ist durch und durch grässlich, stilbefreit, im einfach per Fuß zu erreichenden Zentrum fehlt die vietnamesische Seele, die man eigentlich irgendwie hoch- oder runterskaliert überall in Vietnam findet. Auf den Fußweg gequetschte Märkte, Cafés, Straßenhändler, vietnamesisches Essen alle 20 Meter – nichts davon war vorhanden, Vietnam glänzte durch Abwesenheit. Interessant und gruselig zugleich, nicht interessant genug um länger als 12h zu bleiben. Die Guten-Morgen-Banh-Mi wurden an der Strandpromenade gegessen und nach 5 Minuten stadtauswärts war Nha Trang bereits halb vergessen, die Erinnerung wurde noch eine Weile aufgefrischt, erst durch Nha Trang light, etwas außerhalb, billiger, leerer und dann durch absurde High-End-Resorts die sich mit Bauruinen, Bauruinen im Bau und hinter Blechsichtschutz verborgenen Bauruinnen-Bauschutt-Strandabschnitten abwechselten. Mich erinnerte das irgendwie an Tel Aviv – ohne Tel Aviv.
Aber dann – Krasse Küste. Aussicht, Steilküste, vorgelagerte Inseln, Boote, Palmen, Fischerdörfchen, Hängematten-Cafés, der Ozean rechts, Bergland links, dazwischen Reisfelder und eben Straßen und Städte, Müll – so sieht vietnamesische Küste aus, die nicht für Tourismus gedacht ist. Ab und an mussten wir auch auf die AH1, die todbringende Halb-Autobahn, die sich im Flachland als doppelspurige Ader durch Vietnam zieht. Halb-Autobahn daher, weil eigentlich alle schnell von Nord nach Süd oder umgedreht wollen, aber diese doppelspurige Straße mit Standstreifen für Mopeds keine Begrenzungen für Auf- und Abfahrten kennt, dafür immerhin eine Sperrbegrenzung in der Mitte und viel Leben am Straßenrand. Und so dient die jeweilige Doppelspur noch als Dorfstraße für die anliegende Dorfseite. Alle parken oder fahren wie und wo es ihnen gefällt – rauf, runter, raus, rein, quer rüber wenn die Mitte offen ist. Die Auslagen der Marktstände fressen sich wie üblich in die Straße oder es liegen eben ein paar Meter Reis, Holz, Pfeffer, Irgendwas zum trocknen herum. Selbstverständlich findet das alles auf dem Standstreifen statt, der eigentlich die Sicherheitszone für Mopedfahrer wie uns darstellt. Konzentration war gefordert.
Unsere nächsten Übernachtungsziele waren kaum der Rede wert, es ging um die 400km Küste dazwischen. Einige Abschnitte konnte man mit Fug und Recht als spektakulär bezeichnen. Wir sind gefühlt durch alle Vorgänge des Reisanbaus gefahren, hier findet alles gleichzeitig statt. Drei Erntezeiten im Jahr – einige Felder in gold-gelb kurz vor der Ernte, andere saftgrün, daneben wurde gerade geerntet und gedroschen, kurz darauf wurde gesäht, wieder etwas später gepflanzt. Anderntags war die Landschaft hübsch gepflastert mit Salzfeldern – grobes Meersalz, dass wir auch Wochen später noch auf den Märkten wiedererkannten. Einmal wurden wir von der Landnutzung ziemlich wachgerüttelt – 20km lang Shrimp-Farmen in versandetem, spärlich besiedeltem Küstengebiet, viele Farmen verlassen und ausgetrocknet, vermutlich eine verschuldete Familie hinter jeder einzelnen. Krasse Küste.
Eine Nacht in Tuy Hoa, dann weiter nach Quy Nhon – eine relativ sympatische Stadt, die wohl für vietnamesische Küstentourismus gedacht ist und aufpassen muss, dass sie nicht zu Nha Trang wird – die Hotelmassen stehen bereits, aber noch weit gefächert, mit echter Stadt dazwischen. Die letzte Station nannte sich Dong Quang und diente als Schlafplatz bevor es auf einer langen Etappe endlich wieder in die Berge ging. Zwischendurch mussten wir noch Annemaries Kilometerzähler einen Kilometer weiterdrehen weil der bei 19.999,9 hing – hat hier jemand Zwangsstörung gerufen?