5. Mai 2018 °anne 0Comment

Wir befanden uns immer noch auf (mittelmäßig mit Schwerlastverkehr frequentierten) Umwegen nach Battambang, eine eher kleinere und für kambodschanische Verhältnisse recht sympathische Stadt – wobei sympathisch fast immer nur auf ein paar Straßenzüge im Inneren zutrifft. Markt, Fluss, französische Kolonialarchitektur, ein paar hippe Cafés und diverse auf Touristen fokussierte Restaurants. So weit so typisch Kolonialtourismus.Wir hatten uns etwas abseits einquartiert, nagelneues Zimmer zu 8,50€ und dort war man nicht völlig eingekapselt im fein-französischen-expat-restaurant Zentrum. Außerdem fanden wir ein abgeranztes chinesisches Restaurant mit fantastischen Dumplings und knoblauchverseuchten Dry Noodles.

Battambang hat aber einiges an Umgebung zu bieten. Auf unserer Route durch Kambodscha gab es hier zum ersten Mal ernsthafte Rückstände der Khmer-Rouge-Historie, die wohl mindestens das zweitbekannteste Merkmal von Kambodscha in der westlichen Welt ist. Da wäre ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt ein Tempel (Phnom Sampeou) am Rande von ehemaligen Killing Fields, inklusive Schädel-Stupa mit Gruselbildchen von dem was hier statt gefunden hat. Die waren zwar nur grob aus Beton gegossen und der Beschreibungstext jeweils kaum 5 Zeilen lang – aber das reicht für ein diffuses Fluchtgefühl und Beklemmung. Weil das aber noch nicht reicht gibt es in entgegengesetzter Richtung noch die Killing Caves, ein Berg mit nach oben offener Höhle im Inneren, Killing Caves, hier wurden Menschen durch reinwerfen ermordet – um Munition zu sparen… nicht auszudenken.

Unterhalb des Killing Cave Bergs befindet sich absurderweise eine Touristen-Sammelstelle, dutzende Shops, Essen & Trinken mit Bergblick, Souvenirs und Heiterkeit – der Grund, der Berg beheimatet neben der Historie auch eine Fledermaushöhle. Und so werden dort gegen 16 Uhr hunderte Touristen abgeladen, dann geht es kurz auf den Todesberg und schnell wieder runter, denn gegen 18 Uhr fliegen Millionen Fledermäuse aus dem Berg. Wir waren mit unseren Möppis da und mussten anschließend noch eine halbe Stunde im Finsteren auf einer nicht beleuchteten Asphalthuckelpiste bis Battambang zurück, mit dutzenden Tuktuks und Autos – mein Licht war immer noch dezent unwirksam. Adrenalin, Junge!

Es gibt einen sehr verfallener Khmertempel (Wat Ek Phnom) in kurzer Distanz und ein besonderer, weil auf einem Berg gelegenen, Khmertempel (Wat Banan) ungefähr eine dreiviertel Stunde per Moped entfernt. Die Wege zu diesen Tempeln sind ungewohnt hübsch für Kambodscha, Dorfcharakter stadtauswärts entlang des Flusses (bloß nicht die Hauptstraßen nehmen!) inklusive Stelzenhäuser und Reispapierproduktion.

Nach inzwischen acht Monaten auf Weltreise hatte die Tempellust mal wieder einen Höhepunkt erreicht, zumindest bei einer der Reisenden. Zum Glück, denn als nächstes Ziel stand Siem Reap auf dem Plan und da kommt man um Tempel kaum herum. Die Straße dahin war unspektakulär unschön und mit lecker gegrillten Ratten am Straßenrand. Haben wir selbstverständlich nicht probiert.

Nachdem wir mal wieder ohne Vorbuchen mehrere Hotelbesichtigungen in Siem Reap hinter uns hatten, fanden wir ein überhübsches Zimmer mit Handtuchschwan in einem moskitoverseuchten aber netten Garten (15€/Nacht). Kam mir auch direkt bekannt vor, hatte ich doch das gleiche Zimmer vor wenigen Tagen bei einer Sozi-Kommilitonin im Instagram gesehen! Was für eine kleine Welt. Wir waren sofort auf Entspannung im ruhigen Garten eingestimmt und blieben drei Nächte. Dabei hat uns die Stadt selbst weniger gefallen, dass hier besoffene europäische Jugendliche für Dummheit verhaftet werden, wundert keinen. Zu viele Saufschuppen mit fleißig trinkenden Kunden drin. Für die obligatorische Tempeltour in Angkor suchten wir abends auf den Straßen einen vertrauenswürdig aussehenden Tuktukfahrer, der mich am nächsten Tag ab Sonnenaufgang zwischen meinen Wunschtempeln herum kutschieren sollte (20€ die Tour). Genau, nur mich. Denn °sebs Tempelinteresse war nur so mittelgroß und die gleiche Tour hatte er schon vor vier Jahren gemacht.

Abgeholt wurde ich also noch vor dem Sonnenaufgang um fünf Uhr und der erste Stopp war die Ticketverkaufsstelle. Das Ein-Tages-Ticket kostete 37$, also etwa 30€. Zum unspektakulären Sonnenaufgang saß ich mit Hunderten anderen Leuten am bekanntesten Tempel, dem Angkor Wat. Trotzdem ist die ganze Anlage beeindruckend und überhaupt da zu sein war großartig. Den nächsten Tempel, Ta Prohm, erreichte ich noch vor den Touri-Bussen und deshalb war er wohl auch einer der Schönsten für mich. Im verwinkelten Tempel rumkriechen und die von Bäumen bewachsenen Mauern sehen – wow! Einfach nur wow! Die kleineren und vor allem leeren Tempel waren letztlich die schönsten. In den bekanntesten Tempeln wie Bantay Srei oder Bayon kann man wirklich schnell genug von Menschen im Allgemeinen und Touristen im Speziellen bekommen. Gegen drei Uhr nachmittags hatte ich dann auch wieder genug von Tempeln und à la tuktukplease ging es zurück zum Entspannungsgarten.

 

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