4. April 2018 °seb 0Comment

Zentrales Thema in Saigon war Moped kaufen, deswegen waren wir doch überhaupt vorzeitig nach Vietnam gekommen. Aber reibungslos geht anders. Mit der Zeit stiegen die Ansprüche, denn nach zwei Testfahrten, viel Internetlesen und pro&contra war klar: chinesische Honda-Kopien und runtergefahrene Automatikmöhren mit Reparaturstau sind raus, die von Backpackern geradezu vergötterten Honda Win erst recht. Das Stichwort ist – chinesisch. In China hergestellt, chinesische Kopie, nur noch chinesische Ersatzteile, in Vietnam aus chinesischen Teilen zusammengeschraubt und so weiter.

Damit sind dann geschätzt 95% der Mopeds auf dem Backpackermarkt aus dem Rennen. Die Leute schubsen sich gegenseitig per Facebook unsichere, verölte Mistkrücken zu, lügen sich was von Ölwechsel alle 300-400km (?! ernsthaft ?!) und very zuverlässig in die Taschen. Unter 200€ kosten die dann, günstig, keine Frage, aber auch etwas lebensgefährlich. Vermutlich wechseln die solange den Backpacker, bis einer damit verunfallt und die Karre erstmal aus dem Kreislauf raus ist. Irgendwo auf dem Land wird dann aus drei kaputten wieder ein “neues” gebastelt und zurück in die Städe geliefert (selber gesehen, diese Friedhöfe). Irgendein Touri kauft das dann von einem “trustworthy mechanic” und “his second bike – just city use” und bringt es zurück in den Kreislauf der Schrottbikes. Ohne uns.

Also Preisrahmen erhöht, täglich 50 mal facebook gecheckt, Backpacker mit ihren Mistmöhren verflucht. Irgendwann einen Vietnamesen mit homestay am Rande der Stadt kontaktiert, der einen netten Eindruck machte. Der fuhr mich für zehn Dollar von Händler zu Händler und nach einer Stunde stand tatsächlich eine passende Honda Wave zwischen drölfzig anderen, es gab sogar 20€ New Years Rabatt (“first costumer of the year brings luck”) nebenan passenderweise eine Bank, 10 Millionen Dong (360€) und wechselten den Besitzer und zack, Eigentümer eines Mopeds in Vietnam. Eins. Wir brauchten zwei und das kostete richtig Nerven.

Gefunden auf Facebook. Angeblich echt japanische Honda Wave. Angeblich mit Garantie bei irgendwelchen Mechanikern im Lande. Von einem Backpacker. 370€ per Vorkasse. Keine Testfahrt. Der Typ hatte das Moped irgendwo in Mittelvietnam stehen gelassen – die Möhre sollte uns per Bus von seinem Kumpel an einen Busbahnhof irgendwo in Saigon geschickt werden. Wenn er das Geld hat, würde er uns dann noch die Papiere schicken.

Klappt niemals!

Klappt doch!

Stolzer Papi

Etwas Vertrauen in fremde Menschen aus dem Internet setzen, ist eben doch nicht verkehrt (ok, nach 10 Minuten Facebook und instagram Stalking). Das Abholen war eine Katastrophe. Zwei Stunden über einen Busbahnhof mit 50 möglichen Busfirmen rennen, ohne Quittung, ohne Namen, aber immerhin mit Verkäufer im Chat, einer sehr hilfsbereiten Angestellten und einigen Anrufen stand irgendwann ein Typ vor uns der anscheinend tatsächlich ein Moped für Ausländer hatte, Lieferung war allerdings plötzlich 35€ statt 15€. Naja.

Wir sind stolze Eigentümer von zwei hübschen, brummeligen, vietnamesischen Mopeds. Schnell Gepäckträger für je knapp 14€ draufgeschraubt, Spanngurte gekauft und los gings. Raus aus Saigon, rein ins Mekong-Delta, whoop whoop!

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