15. Dezember 2017 °seb 0Comment

Go to Japan they said, it will be fun they said. Und dann noch die Sprüche mit den günstigen Unterkünften, den tollen Transportmöglichkeiten und dem hervorragenden Essen – man müsse doch nur suchen und planen und sowieso….Japan!!!11elf!1 Übrigens kann man die Gallerien bei uns mit den Pfeiltasten auf der Tastatur bedienen, das tut auch Not, es sind zuviele Fotos!

Die Einleitung deutet es bereits an – wir sind mal wieder als Sparfüchse auf der Pirsch und in der heutigen Episode mit der glänzenden Idee “Nachtbus”. Dafür sprechen eine Übernachtung in Personalunion mit Fortbewegung – beides gehört in Japan zu den kostenintensiven Kategorien – andererseits, was gehört in Japan nicht zu denselben? Es war klar, dass die Aktion trotz finanzieller Vorteile nicht zu unseren Lieblingsideen gehören wird. Schließlich bereitet uns ein Nachtzug von mittlerer Qualität schon schlaflose Nächte und da kann man immerhin liegen. Und so kamen wir bei strahlend Sonnenschein gegen 7 Uhr morgens in Kyoto an (94€/2P) und fühlten uns ungefähr nach Sonntagessen bei den Großeltern, aber Samstag noch große Reden schwingend Gin Tonic saufen (“Um zwei mach ich los, morgen Termine!” – “Naaaagud, einennoch, aber 3 mussich los” – “umfümf?jessisauegal! ).

Nach weiteren 40 Minuten im Bus, standen wir vor der nächsten Kostensparmaßnahme: eine original-japanische Handwerkerunterkunft (78€ / 3N) am Rande der Stadt. Doppelzimmer, original-japanische rollbare Futton-Matten auf original-japanischem Tatami-Boden und Gemeinschaftsbad + Küche. Wir checkten ein – mit Hausschuhpflicht und kleinen Regelzetteln an allem was menschlich erreichbar war, von Boiler bis Klospülungszeiten, von Besteckkasten bis Eingangstür, von Extra-Klohausschuhen (ein Paar Adiletten vor den Toiletten) bis Gästeregelungen (Langzeitbewohner dürfen keine Freundin mit ins Zimmer nehmen, sie darf im Gemeinschaftsraum warten).

Kyoto brachte zwei neue Aspekte in unseren Japanaufenthalt: Regen und Selberkochen. Ersteres ist japantypisch und wir sind insgesamt noch gut weggekommen. Selberkochen allerdings ist das, was man geahnt hatte, aber nicht wahrhaben wollte, wo doch Japan in jeder Doku das aufgehende Land der Küchensonne ist. Oder so. Das mag in irgendeiner Fernweh- oder Fernsehtraumwelt so sein, aber nicht für Leute die bei 60€ am Tag rauskommen wollen – vielleicht auch nicht für Leute die klare Misosuppe mit Nudeln und einer Scheibe süßem Frittiertofu + 3g Lauchzwiebeln für 5€ nicht zu ihrem Soulfood zählen.

Also endlich wieder Tafeln wie in finstersten Studentenzeiten – Udon-Nudeln zu 30Ct und die 1,50€ Nudelsauce in 3 Sorten (Schleim-Carbonara, Tomatensauce mit und ohne Hack) sollten ab jetzt unsere besten Freude für den Rest der Reise werden, wenn wir total crazy am Kochen waren, gab es sogar Tütensalat mit Fertigdressing und fünf Scheiben Angebotsgurke. War aber auch in Ordnung, denn wir waren soweit vom Stadtzentrum entfernt, dass der innere Schweinehund abends lieber zum Kühlschrank als nochmal zum Bus gehen wollte.

Ansonsten suchte sich Kyoto einen Platz zwischen spektakulär und unspektakulär in unseren Herzen:

  • entspannen von Busfahrt & Tokio
  • per Bahn mit seitwärts gedrehten Sitzen zum aus-dem-Fenster-gaffen zum Kurama (7€ / 2P), einem Berg mit gleichnamigen Tempel (6€ / 2P) und kleiner 2h Wanderung, dort auch das erste mal Reisklöße mit Bohnenpaste probiert – nicht schlecht. Außerdem haben wir unsere gelben Spinnenkumpels wiedergetroffen, die auch schon auf der großen Mauer für ein großes Oho gesorgt hatten, diesmal war das Oho äquivalent zum Spinnenkörper noch ein klein wenig größer
  • mit tausend Touristen im berühmten Arashiyama Bambuswald. Oh Gott, diese ganze Fakescheisse – erst zum Geisha-Kostümverleih und anschließend versuchen die einzige Stelle im Wald zu finden, wo einem für 3 Sekunden niemand vor die Kamera läuft. Dann schnell posen, damit der Freund das mit der DreiMarkFuffzigSpiegelreflex zu Datenmüll macht, den man am besten sofort ins Instagram schmeißen kann. Social-Media ist der Untergang der Zivilisation. Dafür ist das Viertel nördlich davon recht hübsch und unbesucht.
  • mit sehr viel weniger Touristen am ebenso berühmten Fushimi-Inari Schrein, weil wir uns spontan für spätabends gegen 9 oder 10 für den Besucht entschieden hatten – gute Entscheidung

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