17. September 2017 °anne 5Comment

(Anm. d. Red.: man spricht den hippen Titel deeaiwai or dai aus. Nicht mit dem chinesischen Künstler zu verwechseln…au wei wei, welch grandiöser Witz!) Da sitzen wir also so in unserem Hostel in UB rum, das wir extra gebucht haben (ein Dorm!!!11elf!) um da Leute kennen zu lernen, irgendwelche Insidertipps zu bekommen wohin man wann wie in der Mongolei reisen muss,… alles, Hauptsache keine wochenlange und von einem Anbieter organisierte Tour! So viel wussten wir schon mal. Insgesamt also eher weniger als mehr.

Anstatt im Regen in einer der schmutzigsten Hauptstädte der Welt herumzustiefeln haben wir das Internet ausgesurft und über irgendwelche Foren, Reiseblogs, Tripadvisortipps und unsere sowieso herausragenden Internetsuchskills folgendes gefunden:

  • (1) auf Airbnb kann man Toyota Prius’se mit Fahrer buchen – gleich mal einen Tagestripp in einen nahegelegenen Nationalpark buchen! Die Vermieterin vermittelt uns in:
  • (2) einzwei Whatsapp-Gruppen mit Fahrern und Guides in ganz Mongolia – in den folgenden Tagen wird mit drölf verschiedenen Leuten gechattet – erst mal alle nach Preisen und Konditionen für’s Rumfahren fragen
  • (3) die Facebook Gruppe “Travel Cheap in Mongolia” – erst mal eine allgemeine Anfrage einstellen ob irgendwer irgendwas weiß und empfehlen kann
  • (4) wenn ohne Fahrer, dann irgendwohin mit irgendeinem öffentlichen Bus fahren und dort Landschaft genießen und abgammeln, eventuell da Zelt und Mountainbike mieten

Stellte sich heraus, dass in unserem Hostel ein Bloggerpärchen genauso auf der Suche war. Das Tour-Angebot der Hostelmama fanden sie zu teuer (ab 70€/Person/Tourtag). Ihre ausgedachte Route klang ganz gut, wie auch die Budgetvorstellungen. Gemeinsam mit Oksana und Max aus Kanada/Costa Rica/Ukraine/Australien (ja, sie haben wirklich so viele Nationalitäten!) wurde die Recherche intensiviert, jeder musste sich mit 2-3 Fahrern rumschlagen, dann Angebotsvergleich, Nachfragen, Absagen, neue Anfragen.

Mit einem Fahrer hatten wir am nächsten Tag ein Meeting. Ein Businesstermin! Auf einer Reise! Letztlich fand der unsere Route machbar, hatte aber andere Vorstellungen von Preisen und Unterkünften und uns dann nach 2,5h Besprechung und Mittagessen eine Absage erteilt. Er hatte wohl als Manager von einigen Kindergärten und Mini-Markets auch anderes zu tun als vier Sparfüchse durchs Land zu kutschieren.

Also weiter chatten, Fahrer anschreiben und auf Antworten warten. In der Zwischenzeit haben wir uns einen Tagestrip über das Airbnb-Angebot in den Terelj National Park gegönnt. Statt dem Prius haben wir kurzerhand einen Super-Blinki-Van mit einem “little German speaking driver” bekommen. Stellte sich heraus, dass der Onkel der Vermieterin des Airbnb-Prius auf eine jahrelange Karriere als Zirkusartist in Deutschland (jaaaa, auch bei Sarrasani in Dresden) und der Schweiz zurückblicken kann, kurzum er sprach Deutsch (!!!111elf!).

Nach einer knappen Stunde Fahrt gen Osten stoppten wir an der größten Statue der Mongolei – natürlich zu Ehren des Nationalhelden und Mongolei-Papas Dschingis Khan. Rundherum wird aktuell sein Reiterheer dazugebaut. Sollen wohl mehrere tausend Reiter werden, wenn man will kann man das eigene Gesicht draufsponsern. Wird sicherlich eine Erfolgsgeschichte, 10 Stück stehen ja schon.

Mit den neuen Bloggerkumpels sind wir im Gorkhi-Terelj rumgewandert, am Turtle Rock vorbei zu einem buddhistischen Tempel am Berghang. Was für eine Landschaft! Nur eine Stunde entfernt von dieser riesigen vollgestopften Stadt findet sich gute Luft, unendlicher Fernblick und schöne Natur. Mongolia, so kann’s gern weiter gehen.

Zurück in UB dann das zweite Meeting, dieses Mal mit Shine. Shine hatte °seb auf unsere Anfrage in der Facebook-Gruppe angeschrieben und ihre Hilfe angeboten. Sie war wohl mal als Guide angestellt und wird bald für ein Auslandsstudium nach Südkorea gehen. Weil sie neben ihren Couchsurfern, dem Studium und und ein paar selbstorganisierten Touren nicht genug zu tun hat, hilft sie einfach gern allen die sie finden kann. Verrücktes sympathisch-zynisches Nerd-Mädchen (“I’m a nice Mongolian, I have to help people!”). Am Morgen haben wir sie also kurz getroffen, sie wollte zumindest mal unsere Route und bei Bedarf einen erfahrenen-ortskundigen-zuverlässigen Fahrer suchen. Und tatsächlich – am Abend hatte sie uns Laapshoi organisiert! Ein Fahrer ihres Vertrauens, der Englisch sprechen kann – wenn er betrunken ist! Alles klar! Dafür gab’s alle unsere bestellten Konditionen zum Wunschpreis: Miete für’s Auto, Fahrer, Diesel für die geplanten 3500km und Unterkunft inklusive, Essen war unser Ding.

Und hierhin führt unsere wilde Fahrt durch die Mongolei:

  • Start in Ulaanbaatar – Zagan Suwarga + White Stupa (Baga Gazriin Chuluu, Cliffs)
  • Yolin Am (Canyon)
  • Khongoryn Els (Sanddüne!!!11!)
  • Flaming Cliffs (Bayanzag)
  • Ongiin Khiid (Tempel)
  • Kharkhorin
  • Hot Springs (Tsenkheriin rashaan)
  • White Lake + Vulkan
  • Khövsgöl Lake
  • Bulgan – Ulaanbaatar

Was kostet sowas, wird sich der geneigte Hörer fragen: genau 4.200.000 ₮ oder auch 4,2 M-I-L-L-I-O-N-E-N Tugrik! Klingt in Euro weniger dramatisch: pro Tag etwa 60€ je Bloggerpärchen, plus 5-10€ für Essen und Schnullibulli. DIY-Driver-Organisation für Pro’s! Zum Vergleich: Billigste Tour per Hostel mit minimum 6 Mitfahrern kosten all-inklusive ca. 55€ pro Person pro Tag.

Aber nochmal zusammengefasst: Wir geben einem uns unbekannten Typi, der uns durch eine uns “unbekannte” Studentin auf Facebook (!) vermittelt wurde, in einer runtergekommenen Millionenstadt in einem unbekannten Land, die ganze Kohle (1500€) per Vorkasse. Und zwar nicht am Tage der Abfahrt, sondern weils grad gut passt – einen Tag vorher, er muss noch irgendwelche Schulden, Schulgelder und dergleichen edle Ausgaben begleichen. Leicht surreal, sagt ihr? Stimmt schon, man könnte vielleicht auch einfältig dazu sagen.

via GIPHY

5 thoughts on “#13 – Mongolei – DIY or die!

  1. Ihr seid echte Schnäppchen Jäger. Geile Sache. Wir sind das auch immer aber auf ganz anderem Gebiet. Baumaterialien…..weiterhin gute Reise

  2. Es ist immer gut, bei eurem blog etwas hinterherzuhängen. Dann weißman wenigstens, dass ihr nach einem solchen blogeintragsende immer noch lebt. Und nicht ausgeraubt in der abgefrackten millionenstadt liegt… ?

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