13. Juli 2017 °anne 2Comment

Danke, lieber Flo von blog.rail.cc, wir haben unsere Zugfahrt von Bratislava nach Lemberg genau nach deiner Anleitung gemacht und müssen sagen – es war der Wahnsinn! Wir stehen kurz davor, genau solche Eisenbahnfreaks zu werden, die am Bahnhof schön die Züge fotografieren, an allen Kästchen, Schieberchen und Knöpfchen in den Abteilen rumdrücken und die ganze Zeit mit offenem Mund aus dem Fenster starren.

Hier unser Fahrplan:

  • 19.55 Uhr ab Bratislava – 7.40 Uhr nach Kosice (Zwischenstopp über Nacht in Zilina, ca. 22.30 – 4.30 Uhr), kostete 54€/2 P.
  • 10.05 Uhr ab Kosice – 11.40 Uhr nach Cierna nad Tisou
  • 12.15 Uhr ab Cierna nad Tisou – 14.45 Uhr nach Chop (eine Stunde Zeitverschiebung), kostete von Kosice bis Chop 14€/2 P.
  • 17.00 Uhr ab Chop – 22.30 Uhr nach Lemberg/ Lviv, kostete 10€/2 P.

 

Der erste Zug startete in Bratislava am Abend kurz nach geplanter Abfahrtszeit von 19.55 Uhr Richtung Chop. Wir haben vorschriftsmäßig unsere Tickets beim grummeligen Schaffner abgegeben und Abteil 1 zugeteilt bekommen. Unser war der einzige Schlafwagon an dem langen Zug und außer uns ist nur noch eine andere Person mitgefahren. Und trotz dass dieser Wagon offensichtlich schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, kamen wir aus dem verzückten Rumkreischen gar nicht mehr heraus! Alles hübsch und praktisch und aus dem Wasserhahn kommt Wasser und aaaah gestärkte Laken und guck hier verbirgt sich ein Spiegel und da ist eine Flasche Wasser (geschenkt!!) und aaaaahhhh, wir fahren los!! Wie in unserer Anleitung gab’s Essen im Speisewagen. Der war nicht ganz so niedlich und die Trinker an den anderen Tischen eher weniger zum Kreischen, aber immerhin der Weg dahin abenteuerlich: Schaffner Bescheid geben, Abteil absperren lassen, Wagon am nächsten Bahnhof aufschließen lassen, aus dem Zug raus, in den nächsten Wagen wieder einsteigen und dann durch den ganzen Zug durchlaufen. Die Durchgangstür war wohl nicht aufschließbar. Ach so, hatte ich vergessen zu erwähnen – unser Wagon lag direkt hinter der Lok, der Speisewagen 11 Wagons dahinter. Immerhin haben wir zwei Bier und viel Fett in den Magen bekommen und in welchem Zug bekommt man das heute schon noch für 13€?. Dann wieder durch den ganzen Zug zurück, aussteigen, Schaffner panisch vom Bahnsteig zuwinken und wieder reingelassen werden. Puh! Gegen 23 Uhr wurde unser Abteil abgekoppelt auf einem Provinzbahnhof abgestellt und wartete bis früh 4.30 Uhr aufs die Weiterfahrt mit einem anderen Zug. Das ist überhaupt ein riesiges Ding hier – ständig werden Wagen irgendwo ab und wieder an andere Loks drangekoppelt und fahren mal hier und da mit. Steigt keiner durch! Die erste Schlafwagennacht ging also stehend rum, auch irgendwie merkwürdig. Aber ruhig und erholsam ist, wenn man nicht auf der Weiche steht und Güterzüge allefurtzlang vorbei brettern. Früh wurde vom Schaffner Kaffee gebracht und schon standen wir in Chop auf dem Bahngleis. Mit einer Sonnenbrille weniger – upsiii.

Am Bahnhof dort waren wir natürlich auch im Panorama-Restaurant und haben zu angesagter Dance-Musik gefrühstückt, im dm-Markt (Hallo EU-Land) und Lidl des Vertrauens (Juhuuu, Lidl!) geshoppt und Tickets zur Weiterfahrt nach Kosice gekauft (16€/ 2 P.). Der Zug brachte uns dann mit einmal noch aus und wieder einsteigen in Cierna nad Tisou über die Grenze in die Ukraine. Weit ist es ab dem Grenzort Cierna n.T. in die Ukraine nicht, aber wir haben eine Stunde im stehenden Zug gewartet bis unsere Pässe wieder kamen und mit einer Stunde Zeitverschiebung gab’s unseren ersten Stempel in den Pass. Einmal Tasche öffnen, und willkommen in der Ukraine! Gut ist, wenn man die ersten Euros gleich schwarz hinter dem Grenzbeamten umtauscht. Die ersten Grundeln (okay, eigentlich heißen sie Hrywnja, aber das kann ja keiner aussprechen, deswegen vong Niedlichkeit her gleich umgetauft) setzten wir natürlich gleich im empfohlenen Riccos Pizza um. Eine große Pizza, ein Wasser, zwei Kaffee und Wifi für umgerechnet 10€ – läuft.

Der Zug nach Lemberg dann war im Vergleich ein ziemlich moderner Wagon und mit leckerem vom Schaffner gebrachten Tee für umgerechnet 0,40€/ 2 Tee. Unfassbar! Und unfassbar toll! Die Fahrt ging durch die Karpaten und die westliche Ukraine und wir haben die ganze Zeit nur an der Scheibe geklebt – niedliche Dörfer, Hügel, Berge, langer Zug fährt Kurven, durch Tunnel, hoch, runter, Bauern machen Heu und immer so weiter bis die Sonne unter geht. Halb 11 stiegen wir in Lemberg aus dem Zug, der dann noch bis Kiew weiter fuhr. Scheint beliebt zu sein, denn der Bahnhof war brechend voll! Mit einem Uber wurden wir für etwa 1€ zum Hostel kutschiert und checkten in unser Zimmer hinter dem Gemeinschafts-Doppelbetten-Zimmer ein. Also anstatt ein eigenes Zimmer zu haben (17€/ Nacht) hätten man auch eins der vier Doppelbetten im Schlafsaal haben können – ein Doppelbetten-Schlafsaal?!?!!

Die nächsten drei Tage verbrachten wir in dieser niedlichen Stadt vor allem mit rumlaufen, Straßenbahn fahren und Kaffee für 1€ trinken (der normale Preis überall, und selbst an dem noch so kleinen Automaten gut trinkbar). Die Stadt besteht quasi aus Altbauten und Touristen und der Oper. Allerdings hauptsächlich russisch-sprachige Touristen oder polnische, auf andere Sprachen sind die noch nicht eingestellt. In der Nähe vom Stryiskyi Park fanden wir zufällig einen niedlichen übervollen Wochenmarkt und jippiiieeehhh – es ist Beerensaison und ab jetzt gibt’s für uns regelmäßig Brotzeit! Dank paar sorbischer Sprachreste, Stift, Zettel, Händen und Füßen und nachdem wir alles Probe gekostet hatten, deckten wir uns für 6€ mit Himbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Kirschen, Brot, Wurst und Käse ein. Touri-spot Nummer 2 ist nach der Oper wohl der kleine Kirschlikör-laden direkt am Markt und nicht weit von unserem Hostel – ganz schön lecker und hat sogar berüchtigten Kirschlikör aus Lissabon ausgestochen! Ach und über noch ein unerwartetes Highlight sind wir gestolpert – Attraktioni – der Freizeitpark aus der Zone! Das gleiche formschöne Riesenrad steht auch in Prypjat und ist außer Gefecht, aber hier konnten wir sogar damit fahren (1,70€ /2 P.). Für die anderen Fahrgeschäfte waren wir leider zu groß, zu schwer oder aber zu schissig. Kein TÜV hätte das niemalsnie jemals erlaubt!

Alles in allem hat uns Lemberg gleich mal richtig Lust auf die Urkaine gemacht. Alle sind total nett und hilfsbereit trotz gegenseitigem Nichtverstehen, es ist alles unendlich günstig (was fast schon gruselig ist!) und Landschaft, Häuselchen und Essen großartig. Große Reise-Empfehlung an alle Hörer.

 

2 thoughts on “#02 – Wir werden zu Eisenbahnfreaks – Nachtzug nach lovely Lviv

    1. Ein Strastwuitje dem unbekannten Hörer!
      Nun Lviv ist zwar im Osten, aber noch nicht fern – wir können nur zum nachfahren entsprechend unsrer Stichpunkte oder der Anleitung von rail.cc raten. Vor allem solange der Gryhwna bei 30 zu 1 Euro rumdümpelt.

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